Duracellhase

Frau G. sitzt in ihrem Rollstuhl und stößt wie der Duracellhase in einem fort gegen die Wand. Sie jammert, schimpft. Wo sie denn hin soll, fragt sie und dass das alles ein Scheissdreck sei und dass sie nicht mehr kann. Sie jammert und schimpft, auch nachdem sie aus ihrer Misere befreit und der Flur ihr wieder offen steht. Ein paar Meter weiter bleibt sie abermals hängen, weil sie den Rollstuhl zwar bewegen, aber nicht mehr steuern kann. Dieses skurrile, irgendwie hoffnungslose Treiben bekommt einen Sinn, wenn man es mit Frau G.s Grundsatzfrage, wo sie denn hin soll, in Verbindung bringt. Sie hat Demenz.

Das Konzept Warten-Warten

„Sie sind heute in einer schlechteren Verfassung als noch vor zehn Jahren“, meint meine Kollegin, als wir uns über die Bewohnern im Heim unterhalten. „Heute sind sie wirklich deutlich pflegebedürftiger. Vor zehn Jahren waren sie noch etwas selbstständiger.“ Ich habe  nicht diesen Vergleich, da ich noch nicht so lange mit alten Menschen arbeite. Doch was […]

Ein fester Punkt in einer sich auflösenden Welt

Herr U. zieht mit dem Rollator von Frau K. davon. Gemächlich schreitet er aus und verschwindet langsam im Gang. Herr U. ist hochgradig dement. Und wie viele in seinem Zustand ist er in ständiger Unruhe. Noch vergleichsweise mobil läuft er Tag und Nacht durch die Gänge, öffnet die Zimmer, schiebt Stühle von einem Ort zum […]

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers

Herr S. hat überhaupt keinen Tag- und Nachtrhythmus. Das ist typisch für Demenz. Alle Strukturen, auch die elementarsten gehen verloren.  Stattdessen ein unerhörter Drang zu laufen. Herr S.  ist Tag und Nacht on tour, wohin, weiß er nicht. Die Einsamkeit des Langstreckenläufers.

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Die alte Dame bewegt sich zurück. Sie liegt auf der Seite, ein klein gewordener Körper, beinahe in Fötushaltung. Sie versteht kaum mehr, was sich um ihr Bett herum ereignet. Man hat nicht den Eindruck, einem greisen Menschen zu begegnen, sondern einem Kind. Die alte Dame kehrt im Alter zurück wie Benjamin Button, in die Kindheit und früher – und noch früher.