Unterwegs im Auftrag des Herrn
Mutmachendes Zeichen
Ich möchte Ihnen die Geschichte einer Gemeinde erzählen, die sich gegen den Trend aus der Kraft des Evangeliums gebildet hat. Es handelt sich um die junge Gemeinde des Seniorenhaus im Schlösslegarten in Eberdingen-Hochdorf.
Corona Einsamkeit
Die Geschichte beginnt in der Corona-Zeit, als die Gottesdienste zum Erliegen kamen. Das Heim war von den Maßnahmen doppelt betroffen. Nicht nur, dass man sich nicht mehr zu Gottesdiensten treffen durfte, es gab auch sonst so gut wie keine gemeinschaftlichen Aktivitäten mehr – eine Zeit der Einsamkeit. Der Gemeinschaftssaal mit dem kleinen Altar wurde als Abstellraum genutzt.
Als sich nach zwei Jahren die Pandemie abgeschwächte, begannen wir auf den Stockwerken wieder Gottesdienste anzubieten. Wohngruppen übergreifend fanden sie zwar noch immer nicht statt, aber der Altar kam zum Einsatz. Da er transportierbar ist, konnten wir ihn auf die jeweiligen Stockwerke bringen.
Für die Geistlichen der katholischen und evangelischen Kirche war es nach wie vor nicht möglich, das Seniorenheim gottesdienstlich zu begleiten. Deshalb übernahm ich als Mitarbeiter des „Hauses im Schlösslesgarten“ die Aufgabe. Mein Anliegen war, regelmäßig zu Gottesdiensten einzuladen und so einer Hausgemeinde neu Raum zu geben.
Spiritualität ist wesentlicher Bestandteil des Lebens
Für mich ist Spiritualität ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Dessen Bedeutung wird im Alter zentral. Heute, nach etwa einem Jahr, schaue ich auf einen guten Weg zurück. Unsere Hausgemeinde kann wieder gemeinsame Gottesdienste feiern. Etwas mehr als die Hälfte unserer Bewohner nehmen regelmäßig daran teil. Seit einigen Wochen bieten wir auch eine evangelische „Hausandacht“ an nach dem Evangelischen Gesangbuch (Nr. 771), wobei „evangelisch“ sich nur auf die liturgische Form bezieht. Selbstverständlich stehen sowohl Hausandacht wie Gottesdienste im ökumenischen Rahmen.
Mutmachendes Zeichen …
Dass sich aus den Gottesdiensten die Hausandacht entwickelt hat, ist ein mutmachendes Zeichen für Glaubensdynamik. Und ein Zeichen, dass Veränderung bis ins hohe Alter geschieht. Die spirituelle, gottesdienstliche Arbeit hat sich aus dem und in erster Linie für das „Haus im Schlösslesgarten“ entwickelt, jedoch gibt sie Raum für mehr.
… und mehr als das
Sie lässt sich einbetten in das „Quartierskonzept“, das die Evangelische Heimstiftung verwirklichen möchte. „Quartierskonzept“ heißt, dass Pflege- und Seniorenheime nicht abseits örtlicher Strukturen, sondern mit der kirchlichen und bürgerlichen Gemeinde teilhabend verbunden sind. Die geistliche Begleitung von Seniorinnen und Senioren ist eine Gelegenheit mit großer Ausstrahlungskraft.
Kirche an der Seite der Alten ist Kirche für die Jungen
Denn dort, wo die Kirche an der Seite der Alten steht, sehen es die Jungen. Die Kinder, Enkel und Urenkel, ausgerechnet diejenigen Generationen, die kirchlich gesehen scheinbar unerreichbar geworden sind. Sie sind es nicht, sobald wir als Kirche unsere „starke, in den Evangelien verankerte Substanz zeitgemäß… vermitteln“ Christoph Reisinger)