Teri Terrys Buch Exit Now! ist ein solides Jugendbuch für Leser und Leserinnen ab 13 Jahren.
Samantha, Tochter eines einflussreichen Politikers lebt im dystopischen England der nahen Zukunft. Die Privilegien, die sie genießt, ein wohlsituiertes, behütetes Leben stehen im Gegensatz zum Rest der englischen Bevölkerung. Deren Dasein ist von Unruhe, Mangel und zunehmender Unterdrückung durch das immer hilfloser und konfus handelnden Regimes geprägt. Samantha ahnt, dass das, was sie als Selbstverständlichkeit beansprucht, keineswegs allen zusteht. Erst als sie die Ava trifft, die zur plebejischen Restbevölkerung gehört, wird ihr das verheerende Ausmaß der außer Kontrolle geratenen Fehlpolitik ihres Vaters bewusst.
Exit Now! ist eine Mischung aus Metropolis und Tribute von Panem . Anständige, rechtschaffene Jugendbuchliteratur, konzipiert als Prequel zur recht erfolgreichen Gelöscht-Trilogie, erschienen in einem Verlag, der auch Spielzeug produziert und den gleichen Namen trägt, wie eine berühmte Firma für Feingebäck. Alles ok soweit!
Wenn da nicht das Thema wäre. Teri Terry lässt die Handlung in der Nach-Brexit-Ära spielen und zwar bewusst als Dystopie. Offensichtlich gehört die Engländerin nicht in die Reihe derer, die die Splendid-Isolation-Politik der meisten ihrer Landsleute hochhalten. Dass ein politisches Ereignis so unmittelbar als Jugendbuch-Thema aufgegriffen wurde – Exit Now! erschien 2019 auf deutsch – ist ungewöhnlich und beherzt. Es ist kein Pamphlet, aber es verhandelt kreativ, was Politker wie May, Farage und vor allem Boris Johnson als unwesentlichen Kollateralschaden ihres Machtgebarens betrachteten: Dass Menschen auf der Strecke bleiben. Dass gesellschaftliche Verwerfungen entstehen, die man nicht mit patriotischen Slogans und halblebigen Versprechen aufschütten kann. Und vor allem dass die nächsten Generationen unter den Folgen einer bornierten, nationalistischen Entscheidung leiden werden.
Exit Now! ist des Hinlesens würdig!