Nex klappt. Die Heldin, die Geschichte, der Stil.
Alexandra, genannt Lexi ist absolut durch mit der Welt. Wenn sie am Ende ihrer Kräfte ist, was regelmäßig der Fall ist, weist sie sich selbst in die psychiatrische Klinik ihres Stadtteils in Los Angeles ein, lässt sich mit Lorazepam in einen gefühllosen Dämmerzustand versetzen und schläft drei Tage. Dann kehrt sie zurück in das Unheil ihres Lebens. Der freundliche Dr. Ted versucht ihr zu helfen. Aber natürlich sind seine Möglichkeiten begrenzt, da er tot ist.
Genau das ist Alexandras Problem: Sie kann Geister sehen, mit ihnen sprechen und ihnen den Weg auf die andere Seite öffnen. Mehr noch, berührt sie einen Lebenden, weiß sie wann und wie er stirbt. Eben dieser Teil ihrer Begabung macht Alexandra zu einem einsamen und rastlosen Menschen ohne Hoffnung.
Sie arbeitet im Nex, einem Club, dessen Besitzer Urie der magischen Community eine Zuflucht bietet. Dort stößt sie eines Nachts mit Jane zusammen und erkennt, dass sie das nächste Opfer einer Mordserie ist. Doch anstatt Jane zu warnen, verschweigt Alex, was sie weiß.
Nex, das zweite Buch der Amerikanerin Emma Berquist, ist eine spannende, intelligente Mischung aus Urban Fantasy, Drama und Krimi, darin eingewoben die Liebesbeziehung zwischen der lebensmüden Alexandra und der bereits toten Jane.
Emma Berquist hat ein sicheres Gespür, die verschiedenen Stränge von Handlung und Charakteren zusammenzubringen, ohne sich zu verheddern oder einen Faden fallen zu lassen müssen. Sie entfaltet das Psychopompos-Motiv neu und tief: Alexandra leidet unter ihrer Begabung, zerbricht nahezu daran, wünscht sich normal zu sein oder tot. Es ist der Konflikt eines jungen Menschen, der sich in seiner Begabung erkennt, sie aber nicht ergreifen will, weil sie ihn absondert und einzigartig macht. Und so wird Dr. Ted, der Geist für Alexandra seinerseits zum Seelenbegleiter: „Ich habe keine einfache Antwort für dich, Lexi. … Wir wissen beide, dass es die nicht gibt. Aber ich bitte dich folgendes in Betracht zu ziehen: Der Schrei, der in dir steckt? Vielleicht geht es nicht darum, ohne ihn zu leben. Vielleicht geht es darum, mitihm zu leben.„
Deutlich lesenswert!