
Konjunktionen stehen auf Platz 2 meiner handwerklichen Calamitäten, gleich nach den Adjektiven. Obwohl sie historisch noch vor ihnen in Erscheinung traten. Die Schwierigkeiten damit machten sich bereits im Deutschunterricht bemerkbar. Haufenweise rot unterstrichene „Unds“ und „Abers“ im Aufsatz schüchterten mich ziemlich ein. Ich arbeitete mich autodidaktisch durch alle Konjunktionen und schrecke mittlerweile nicht einmal vor „indes“ oder „wiewohl“ zurück. Doch seit der 6. Klasse leide ich an einer formidablen „Wörtchen-Neurose“.
Natürlich stimmt es, dass Texte, die sich durch den übermäßigen Gebrauch von „und“ auszeichnen, nicht schön zu lesen sind (schon allein deshalb ist das Buch Mormon eine ziemliche Marter). Jedoch geht es bei der Anwendung von Konjunktionen nicht nur um sinnfällige Verbindungen von Satzteilen. Es geht auch um Klang, um Takt, um den Rhythmus eines ausgeschriebenen Gedankens.
Die Bibel verwendet Konjunktionen reichlich als – im wahrsten Sinn des Wortes – Verschlingungen im Gewebe einer Geschichte. Das ergibt sich aus dem Umstand, dass die Bibel ursprünglich mündlich überliefert wurde. Konjunktionen sind Marker für den Hörer, weshalb sie regelmäßig und rhythmisch eingesetzt worden sind. Als man die Bibel schließlich aufschrieb, blieb der mündliche und damit klangliche Duktus erhalten. Dieser Gesichtspunkt fand allerdings keine Berücksichtigung bei der Benotung meiner Aufsätze.
Obwohl ich die Schule schon lange hinter mir habe, leide ich noch immer an den Folgen der Wörtchen-Neurose. Was zeigt, dass man, selbst wenn es besser nicht geschähe, in der Schule doch irgendwie fürs Leben lernt. Jetzt bin ich es, der den Rotstift ansetzt. Indes, ganz gebe ich mich der rigoristischen Prägung meines Deutschunterrichtes nicht hin. Bevor ich die Konjunktionen zusammenstreiche, die ich im ersten Entwurf gesetzt habe, lese ich mir den Text laut vor. Das hat sich gut bewährt und könnte sich womöglich auch bei der Korrektur von Deutschaufsätzen als brauchbar erweisen. Nur so als Tipp.