
Der Denker des Unendlichen – Anaximander von Milet
Der Vorfahr des modernen Denkens
Vor 2700 Jahren begann mit ihm, Anaximander von Milet, das moderne, rationalistische Denken. Er war etwas jünger als Thales. Man nimmt sogar an, dass Anaximander dessen Schüler gewesen sein soll. Auf jeden Fall war er vertraut mit der Vorstellung von der Archee, dem Urstoff.
Das erste Prinzip
Anders aber als Thales war für Anaximander dieser Urstoff nichts Gegenständliches, wie etwa Wasser. Für ihn war die Archee eher ein Ur-Prinzip, das er das Apeiron nannte (das griechische Wort für Unbegrenztes). Dieses Prinzip folgte der Bewegung des ständigen Ausgleichs, kalt wird warm, trocken wird feucht, Festes löst sich auf, um sich wieder zu verfestigen. Alles, die Natur, der Mensch, der Kosmos wird von dieser Bewegung und den Kräften geformt, die das Apeiron auslöst. Das ist etwas Besonderes: Anaximander war es, der zum ersten Mal die Erschaffung der Welt, des Kosmos rein physikalisch dachte. Hat er bzw. im weiteren Sinne er und Thales also unser modernes Denken vorweggenommen? Einerseits ja, andererseits nein.
Der Ort des Menschen
Anaximander sah den Menschen als Teil des Kosmos – wie übrigens alle Naturphilosophen. Als sehenden, wissenden, suchenden, aber stets „nur“ als Teil und dadurch eben auch in grundsätzlicher Beziehung zur Natur. So denken wir heute nicht. Wir sind es, die aus der Natur eine Sache gemacht haben, etwas, das uns gegenübersteht, das wir manipulieren und formen, um ihm etwas abzutrotzen. Solch eine Weltsicht hätte Anaximander aus tiefstem Herzen abgelehnt.
Lebenskunst ist, Problemen nicht auszuweichen, sondern daran zu wachsen.
Anaximander von Milet