
Heraklit, der dunkle Philosoph
Alles fließt
„Alles fließt“, stellte Heraklit fest. Er lebte im 5. bzw. 4. Jahrhundert vor Chr. in Ephesus und trug den Beinamen „der Dunkle“. Was sich weniger auf sein Äußeres bezog, sondern auf den Umstand, dass seine Philosophie viel Rätsel aufgab. Er konnte aber auch recht eindeutige Aussagen machen. So hatte er nicht sonderlich viel übrig für seine Zeitgenossen und empfahl ihnen, sich „Mann für Mann aufzuhängen“.
Vom Werden zum Sein
Pythagoras hatte an der Zahl, der klaren Ordnung einen Narren gefressen. Heraklit hingegen wandte sich der Frage nach dem Verborgenen zu. Wie kommen die Dinge vom Werden zum Sein? Und bleiben sie so, wie sie sind? „Nein!“, antwortete Heraklit. „Alles ist in Bewegung. Nichts bleibt wie es ist. Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“ Das beständige Werden entsprang für ihn aus den Gegensätzen. Sie stritten miteinander und aus diesem Ringen gingen die Dinge hervor. Daher behauptete er, der Krieg sei der Vater aller Dinge. Er hatte allerdings weniger die Erfindung von Katapult, Kanone oder Landmine im Sinn, sondern vielmehr die stetige Auseinandersetzungen zwischen den Dingen.
Logos
Heraklit rechnete auch mit einer Art Archee. Für ihn ist es allerdings weder das unbegreifbare Apeiron, noch ein Naturelement, sondern der „Logos“. Logos kann man mit „Wort“ übersetzen, aber auch mit „Lehre“, „Sinn“ oder „Gesetz“. Es ist ein vieldeutiger Begriff, aus dem sich vortreffliche Fremdworte schmieden lassen, wie zum Beispiel „logisch“, alle Formen der „Logien“ oder der in der Informatik so beliebte „Logarithmus“. Sogar Gott wurde als Logos bezeichnet, wie das berühmte Zitat aus Joh. 1,1. Dies ist die besondere Erkenntnis des Heraklit. In ihm, im Logos kamen die Gegensätze zur Ruhe und die Dinge zum Ziel.
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.
Joh. 1,1