
Beim Schreiben gibt es kaum etwas Kniffligeres als Adjektive. Zu viel verwendet, rauben sie einem beim Lesen den letzten Nerv, denn sie erklären das Offensichtliche. In der ersten Fassung verwende ich immer zu viel Adjektive. Ich überwürze den Text geradezu mit ihnen, weil ich mir über seine Wirkung noch nicht im Klaren bin. Also werfe ich eben alles in einen Topf.
Redigieren heißt für mich zuallererst, alle überflüssigen Eigenschaftsworte streichen. Ernest Hemingway hat Nomen und Verben den Vorzug gegeben und Adjektive und Adverbien, wenn es irgend ging, nicht verwendet.
Sie freilich ganz zu meiden, macht eine Geschichte karg und spröde. Das kann, wie die Erzählungen von Marguerite Duras zeigen, durchaus einen Reiz haben. Den normalen Lesegewohnheiten entspricht es allerdings nicht.
Der Kniff ist, Eigenschaftsworte so einzusetzen, dass sie die Handlung oder die Figur in einer Handlung voranbringen. Das verlangt Übung, Aufmerksamkeit und es verlangt vor allem nach einem scharfsinnigen, freundlichen Korrekturleser.